Kanus, Kajaks, Faltboote und Segelanlagen

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Kanus, Kajaks, Faltboote und Segelanlagen

Boote (Kajaks / Faltboote / Kanus)
Da wir in Schweden sitzen, hier die Ansichten die für die hiesigen Gefilden maßgeblich sind.
Schweden hat tausende von schönen Seen und mit dem Vänern wie auch dem Vättern sogar zwei riesige Seen die“Küsten und sogar Hochseequalitäten“ haben.


Kanus 
Aus irgend einem Grund sind Kanus die häufigste Form von Paddelbooten in Schweden.
Irgendwann in den 50er Jahren schwappte diese Mode aus den USA nach Schweden und verbreitete sich hier.
In Anbetracht der vielen wirklich großen Seen in Schweden ist das verwunderlich, denn diese Kanus sind für den ungeübten und nicht Kanuerfahrenen generell schwerfällig , langsam, windanfällig, und oben offen.
Diese Art der Boote wurde in den USA von den dortigen Ur-Einwohnern konzipiert um Waren und Gegenstände über die Flüsse die dort als Verbindungswege dienten zu transportieren.
In einem Land, das große Seen hat, das große lange Küstengewässer hat, in dem es sehr oft regnet und irgendwie immer windig ist, ein Boot zu benutzen das wie gesagt “schwerfällig, langsam, windanfällig und sogar oben offen ist“ ist schon etwas seltsam.
Der Vorteil eines Kanus ist, das es “gemütlich“extreme Lasten transportieren kann.
Was aber ein absolutes No-go ist, ist die Verwendung solcher Boote (vor allem ohne Spritzdecke) auf dem Vänern, dem Vättern oder an den Küstenlinien.
(Und ja, ich weiß, bei gutem Wetter geht das alles, wenn das Wetter dann aber plötzlich umschlägt wird es gefährlich.)
Für die normalen und ungeübten Paddler gilt hier auf den Seen, das sie so um die 15 km Strecke am Tag machen, wenn es gut läuft auch 20 km pro Tag. 5 km/h sollte da so der Richtwert bei zwei Personen in einem Kanu sein.
Gerade wenn man alleine in einem Kanu paddelt, sollte man sich überlegen ob es nicht sinnvoller ist mit einem 220er oder 240er Doppelpaddel zu paddeln. Es geht extrem einfacher und rückenschonender.


Kajaks (Wanderkajaks und Faltboote)
Fangen wir mal an mit den Faltbooten.
Faltboote sind Wanderkajaks die aus einem Gestell bestehen das aus Holz oder Aluminium besteht.
Über dieses Gestell wird eine Haut (Bootshaut) gezogen dessen Unterboot aus PVC oder ähnlichen Materialien besteht während das Oberdeck aus Baumwolle oder ähnlichem Stoff besteht.
Es hat in der Regel eine Fußsteuerung.
Entgegen der landläufigen Meinung sind diese Boote extrem stabil und bedingt sogar Wildwassergeeignet.
Der Vorteil eines Faltbootes besteht definitiv darin das es zerlegt werden kann, dann aus einer Gestängetasche und einem Rucksack besteht in dem die Bootshaut verwahrt wird.
Der Nachteil ist ganz klar, das es eben immer wieder auf und abgebaut werden muß und sehr pflegeintensiv ist, vor allem muß es immer wirklich trocken sein wenn es dauerhaft gelagert wird.
Faltboote kamen so um 1907 auf, die Firma Klepper in Deutschland ist da bis heute federführend.
Faltboote können im Flieger und in der Bahn mitgenommen werden.
Leider sind sie mittlerweile sehr teuer (neu) und auch gebraucht momentan (Stand 2020) gebraucht meist nur überteuert zu haben.
Auf den schwedischen Seen sollte mit einem “Wanderzweier“ z.b. Klepper Aerius die tägliche Strecke auch für einen ungeübten Paddler bei mindestens 20 – 25 km am Tag liegen.
Sie lassen sich extrem leichter und effektiver durch die Verwendung eines Doppelpaddels fortbewegen, sowie durch die Fußsteuerung viel einfacher lenken.
Sie können /sollten mit einer Segelanlage aufgerüstet werden , die Aufnahmen haben sie meistens schon vom Werk her.
Mit Faltbooten sind die irrsten Expeditionen durchgeführt worden, Faltboote finden heute noch Verwendung bei militärischen Spezialeinheiten.



Festrumpfkajaks / Wanderboote
Diese Boote kamen auf als es mit der Motorisierung der Bevölkerung voranging.
Sie waren im Grunde genommen vergleichbar mit den Formen der Faltboote, nur das sie nun eben aus festen Materialien bestanden, nicht mehr auf und abgebaut werden mussten, noch stabiler waren und problemlos auf dem Dachgepäckträger eines Autos transportiert werden konnten.
Es gibt sie wie die Faltboote als 1er, als 2er oder sogar als 3er.
Wie die Faltboote auch sind sie herkömmlichen Kanus an Geschwindigkeit, an Wendigkeit und Sicherheit überlegen. Sie sind auch nicht so windanfällig.
Sie sind im Schnitt mit um die 30 Kilo zwar etwas schwerer als Faltboote, aber dafür noch wesentlich stabiler und pflegeleichter. (Und günstiger)
Und ja, ein Wanderzweier kann mit ungefähr 5m länge und max 90 cm breite von der Last her weniger Gepäck aufnehmen als ein typisches Kanu, allerdings sollte auch berücksichtigt werden das die meisten Leihkanus in Schweden 520er Linderkanus sind, und diese sind für 3 Personen ausgelegt.

Aber Kajaks und Wanderkajaks haben wie Faltboote einen ganz anderen Vorteil.
Sie können relativ einfach mit einer Segelanlage ausgestattet werden und auch recht einfach besegelt werden!
Und das ist auf einmal eine ganz andere Welt.
Da sind auf einmal Tagesetappen von 40/50/60 km drin, mit großer Besegelung auch um die 100 km am Tag.
Und es gilt der alte Faltbootspruch “Segel wenn du kannst und paddle wenn du mußt“.
(Zur Besegelung später mehr.)

Wenn es zwei kräftige Paddler sind so hat sich in der Vergangenheit gezeigt das diese für eine Tour hier in Schweden jeder am besten einen 2er als Kajak nehmen sollten.
Bei einem Pärchen wo das Mädel eben etwas schwächer ist, empfiehlt sich die Kombination aus einem 2er und einem 1er.
So gibt es keine Gepäckprobleme bzw. das Problem das alles unterzukriegen.
Aber es gibt noch einen weiteren Punkt der gegen 2 Personen in einem 2er Kajak oder in einem Kanu spricht wenn nur 2 Personen unterwegs sind.
Sicherheit !
Wenn etwas auf dem Wasser passiert, man kentert , das Boot ist undicht usw. ist immer der Andere mit seinem Boot zur Stelle.
Man kentert nicht ohne Grund, wenn man kentert und es ist nicht das einzigste Boot vor Ort da der andere mit seinem Boot sofort zur Stelle ist dann ist das ein Highlight und kein großes Thema, wenn es aber das einzigste Boot ist dann wird das schnell lebensgefährlich und ist auch nicht ansatzweise so lustig.


Besegelung

Hier gibt es zum einen die Standard Besegelung. Diese sind für die Wanderkajaks so ausgelegt das man kaum damit kentern kann.
Sie besteht aus einem Schwertbalken, zwei Seitenschwertern, einem Mast , einem Hauptsegel 2-2,5qm und einer Fock (um die 1 qm).
Leider sind diese Segelanlagen neu völlig überteuert und technisch hochkomplex. Sie sind im Gegensatz zu den ältern Modellen geradezu dafür gemacht unterwegs nicht repariert werden zu können.
Aus irgendwelchen Gründen muß hier von den Firmen immer wieder das “Rad neu erfunden werden“ was zu extrem teuren Lösungen führt.
Beispiel wäre zum Beispiel der Klepper S 2 Vollbesegelung mit 1400,00 €.
Dann gibt es die „große“ Besegelung.
Diese muß definitiv mit Auslegern gefahren werden.
Sie besteht auch aus einem Schwertbalken, zwei Seitenschwertern, einem Mast, einem Hauptsegel, einer Fock, einem Auslegerbalken und zwei Schwimmern für den Ausleger.
Das ganze kann dann noch mit einem Besan versehen werden.
Zum Beispiel die “Mistral +“ Zweimastbeseglung von der Firma em2.
Die soll mit ihren 6,5 m² auch nur 4108,00 € kosten !



Um den selben Spaß zu haben muß man nicht ansatzweise solche Summen ausgeben. Es lohnt sich schon allein bei den Jollen und Zubehör reinzuschauen um z.B. auf dortige Segel zurückzugreifen.
(Wie gesagt das Rad wurde schon vor langer Zeit erfunden.)

Hier mal ein Beispiel für eine kleine Besegelung und ihre Kosten


Sie besteht aus einem alten “Fledermaussegel“ mit 2qm (gebraucht für um die 50 – 100 €) einem 32mm Alumast der 2,6m lang ist und einer Fock die aus der einen Hälfte einer alten französischen Dreieckszeltplane besteht, sowie einem klassischen Schwertbalken mit zwei einfachen Seitenschwertern eines Faltbootes.
So wie es da steht kostete die Beseglung komplett maximal um die 200,00 €
Die Anlage ist nicht perfekt,aber sie reicht bei gutem Wind für Geschwindigkeiten von bis zu
9 km/h. Stressfreie Tourengeschwindigkeit bei um die 6 km/h.
Da sie ohne Ausleger ist darf die Schoot des Großsegels wie auch die Schoot der Fock nicht festgemacht werden, weil eine Böe einen sonst umwerfen kann.


Ich selbst fuhr über 20 Jahre lang immer folgende Beseglung auf Touren:

Als Hauptsegel verwendete ich eine komplette französische Zeltplane ( ich hatte die noch aus meiner dortigen Dienstzeit) als Hauptsegel. Hier noch mit Holzmast, den ich irgendwann durch einen Alumast ersetzte.
War eigentlich sehr gut, aber man musste bei Böen immer aufpassen das es einen nicht umhaut.

Dann kommt was eigentlich immer kommt. Man will mehr.
Als erstes baute ich mir einen einfachen Ausleger.

Wie gesagt, alles kein Hexenwerk. Ein altes teilbares Doppelpaddel, vier 90cm lange Alustreben von einem kaputten Alupavillon und 4 Zurgurte die eingekürzt wurden.
Die Aluprofile wurden einfach auf den Paddelblättern befestigt.

Die Fock,eigentlich ja eher eine Genua ( das das Vorsegel nun hinter dem Mast endete) wurde aus ein ehemaliges Hauptsegel selbst hergestellt. Ich kaufte ein altes Großsegel für um die 30 € und aus diesem Großsegel konnten dann mehrere kleine Segel geschnitten und genäht werden.
Man sollte mit einer Nähmaschine umgehen können, aber es geht auch per Hand)
Die Fock hat 2qm Segelfläche.


Und schon hat man eine große Besegelung (fast 6qm Segelfläche) mit einem ordendlichen Ausleger
die auch noch bei 4 bft gesegelt werden kann.
Tourengeschwindigkeit (je nach Wind) bei 8-10 km/h und spitze bis zu 14 km/h.
Einer der weiteren Vorteile ist der, das durch den Ausleger bedingt das Boot nicht mehr umkippen kann (es sei denn das man richtig blöde ist) das die Segel “festgemacht“ werden können.
2021 segelte ich mit dieser Kombination das erste mal bei 3-4 bft 35 km über den offenen Vänern.

Die ganze Segelanlage kostete mich also gerade mal um die 250-300 € ! und das mit fast 6 qm Segelfläche und Auslegern.
Ich / wir möchte damit verdeutlichen / aufzeigen das all dies keine Hexerei ist, man einfach nur keine linken Hände haben sollte und beim Material improvisieren sollte.
Nicht irre machen lassen von irgendwelchen “Spezialisten“ und auch nicht verzweifeln wenn ihr so seht was so etwas neu kostet.
Es geht alles viel einfacher.



Für Anregungen zum Nachbau stellen wir hier Detailbilder mit rein. Diese sind eigentlich selbsterklärend und sollten euch animieren es uns gleich zu tun.
Anfängern die allein in einem 2er fahren sei empfohlen erst einmal die Fock/Genua wegzulassen, da schon das Segeln mit dem Optisegel extrem flott geht und einen so nicht überfordert.


Bild:
2er Kajak “Hammer Team 2000“ mit 6qm Segelfläche, ein original Optisegel als Hauptsegel sowie eine Genua die aus einem alten Hauptsegel besteht.
Hier sehr gut zu sehen wie die Schwimmer in Normallage über dem Wasser schweben.


Mit so einer Kombination (Wanderkajak und Besegelung) ist eine mehrtägige Tour auf den großen Seen in Schweden oder auf den Küstengewässern etwas wirklich entspannendes .
Und alleine in so einem 2er gibt es auch nicht ansatzweise das Problem das Gepäck unterzubringen.


Die Schwimmer waren das größte Problem, in diesem Falle sind es Originale von Linder die ich aber geschenkt bekam. Wie oben auf dem Bild zu sehen werden diese einfach mit den Zurgurten festgemacht. Hält wunderbar.
Die beiden Schwimmer schweben im Normalzustand circa 15 cm über der Wasseroberfläche , so das sie beim Paddeln nicht stören.
Das Problem mit den Schwimmern kann man aber sehr einfach und kostengünstig lösen.
Einfach mal “Bootsrolle / Sliprolle aufblasbar“ googeln. Da kostet dann ein Schwimmer nur noch um die 30-35 € neu.
So ein Ausleger sollte also nicht mehr als um die 100,00 € kosten.

Und es kam wie es kommen musste, ich stellte fest das nun noch viel mehr geht. Die Beseglung war nun schlicht zu klein.
Ich kaufte einen alten Alusurfmast mit 3,60 m länge und 35mm Durchmesser (30,00 €) und bekam durch Zufall ein älteres Optisegel (für 25 €) in die Hände. Ein Optisegel ist ein Sprietsegel und muß zu einem Gaffelsegel umgebaut werden, was aber recht problemlos ist.

Die obere Segelkante wird einfach mit zwei Holz oder Aluleisten eingefasst (geklebt und verschraubt) und mit einem Fuß / Verbindungsstück zum Mast versehen.
Der Aufnahmepunkt für die Leine ist bei einem Optisegel bei um die 75 cm vom oberen Ende her gemessen.

So ein Optisegel hat eben einen professionellen Segelschnitt und hat 3,9 qm Segelfläche.
Neu kosten diese Segel um die 200,00 €.
Schnell bemerkte ich, das es hochproblematisch mit so einer großen Fock ist, wenn eine kleine Fock (bis zu 1 qm ) abgelassen wird, liegt sie einfach auf dem Vordeck, so eine große Fock geht dabei aber immer ins Wasser und wirkt wie ein großer Treibanker. Das Problem ist eben das man alleine in einem 2er Kajak die Fock nicht richtig einholen kann.
Ich kaufte mir also einen Fockroller. (gebraucht für 50 €) neu gibt es die für um die 100,00 €


Bild: Leiste oben um es als Gaffelsegel zu nutzen.

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